Unser "Hufweg" mit den Blondies
Als Beispiel, wie so ein Weg aussehen kann, wollen wir euch die „Hufgeschichten“ unserer beiden Haflinger erzählen. Sowohl Lotti (Thorsten`s Stute) und Flora (Kira`s Haflinger) waren immer beschlagen, was nie ein Problem darstellte. Lotti wollten wir, als sie ein Fohlen hatte und auch später, als sie in Rente war, barhuf laufen lassen, mit dem Ergebnis, dass es hinten kein Problem war, vorne hätten wir ihr damit keinen Gefallen getan und haben den Versuch abgebrochen, weil sie am liebsten gar nicht gelaufen wäre. Flora lief ihr Leben lang immer viel, war zunächst nur vorne beschlagen, später rundum.
Aber jetzt zu den Blondies oder besser gesagt zu ihren Hufen:
Layla
Layla haben wir 2-jährig vom Züchter gekauft. Nach 5 Tagen hatte sie einen Weideunfall und ein faustgroßes Loch in der rechten Schulter. Dies ist nach und nach gut verheilt. Eine Radialisnerventzündung, die aber auch in den Griff zu bekommen war, folgte. Die Prognose der Klinik war ungewiss, ob sie je voll belastbar sein würde. Der Unfall ist jetzt 6 Jahre her und auch wenn optisch ein Stück Pferd fehlt, ist sie uneingeschränkt belastbar, auch wenn sie gerade in der Schulter relativ fest ist und man ihr nasskaltes Wetter anmerkt. Am besten wäre es für sie, wenn sie täglich lange und gleichmäßig Schritt laufen könnte, was aber im Alltag in dem Maße, wie sie es bräuchte, nicht umsetzbar ist, denn der Tag hat nun mal nur 24 Stunden. Lahm lief sie aber nach der Nervenentzündung nie wieder. Allerdings fiel schnell auf, dass barhuf laufen für sie vorne ein großes Problem war, obwohl die Hufe gut aussahen. Ein kleines Steinchen und sie autschte und wollte nicht laufen. Als wir anfingen, sie zu arbeiten, war schnell klar, barhuf tun wir ihr und uns keinen Gefallen. Also wurde sie mit Stahl beschlagen und lief seit dem Tag gut. Allerdings flog immer mal ein Eisen auf der Koppel, weil Hangkoppel, grobmotorischer Hafi und immer Volldampf den Berg runter für einen Beschlag eine große Herausforderung sind.
Zwischenzeitlich starteten wir einen Duploversuch. Auf der Koppel flogen keine Eisen mehr, allerdings hatte Layla herausgefunden, dass sie die Duplos vorne im Offenstall am Gitter abmontieren konnte (Ohne Worte, Hafi eben…).
Der nächste Versuch waren Hufschuhe, wobei sich die Begeisterung zunächst in Grenzen hielt. Von Seiten des Pferdes, weil sie keinen permanenten Hufschutz mehr hatte und wieder bei jedem Steinchen jammerte, von menschlicher Seite, weil Hufschuhe schon ein gewisses Maß an Mehraufwand bedeuten. Sie müssen an- und ausgezogen, sauber gehalten werden, es besteht die Gefahr von Scheuerstellen und jeder Reiter kennt vermutlich die Geschichten von im Gelände verloren gegangenen Hufschuhen, die ewig gesucht werden und im schlimmsten Fall nie wieder auftauchen. Aber die Befürchtungen bewahrheiten sich nicht, wir haben für uns DEN Schuh gefunden und Layla lief vom ersten Tag an mit den Schuhen im Gelände problemlos über jeden Boden. Der Plan war über den Winter die Hufschuhe zu testen und im Frühjahr neu zu entscheiden, wie es weitergeht. Layla lief konsequent, auch keine Runden nur mal eben um den Block, mit Hufschuhen und es war für uns absolut in Ordnung. Für die Fühligkeit in Kombination mit den völlig unauffälligen Hufen gab es allerdings weiterhin keine Erklärung. Im Frühjahr war aber die Entscheidung gefallen, dass sie erstmal weiterhin barhuf/mit Schuhen läuft, auch unter dem Gesichtspunkt, dass sie weiterhin als barhuf-Versuchskaninchen dienen kann, wenn Kira mal eben schnell was ausprobieren wollte. Bei eigenen Pferden ist da die Hemmschwelle eben doch geringer als bei einem Kundenpferd zu experimentieren.
Zwischenzeitlich haben wir die Pferdeosteo gewechselt, die an Layla`s Schulterproblem komplett anders herangegangen ist. Nach einer Behandlung lief sie um Welten besser, barhuf, selbst wenn mal ein Steinchen unter ihre Hufe gekommen ist. Zeitgleich haben wir angefangen, sie beim Putzen mehrmals die Woche auf Balance-Boards zu stellen, was sie von Anfang an wahnsinnig gut angenommen hat. Die Schulter wurde lockerer, Wege, die vorher barhuf undenkbar gewesen sind, gehen seitdem. Für Layla war das der Barhufdurchbruch und für uns eine wahnsinnige Erkenntnis, im Zweifel weiter zu schauen, wenn es scheinbar keine Lösung für ein Problem gibt.
Kleine Runden läuft sie mittlerweile in allen Gangarten barhuf, allerdings sind Schotterwege nicht problemlos. An manchen Tagen völlig problemlos, ist die Schulter fest, sind Schotterwege barhuf nicht machbar. Allerdings findet man mit der Zeit schnell heraus, wann gute und wann schlechte Barhuftage sind. Ob sich das je ändern wird….keine Ahnung. Größere Runden und vor der Kutsche läuft sie mit Schuhen, wobei sich abzeichnet, dass die Schuhe nicht die Optimallösung vor der Kutsche an den Hinterhufen sind. Deshalb werden wir sehen, ob sie nicht doch wieder hinten beschlagen wird, sollte sie mehr vor der Kutsche laufen.
Almi
Almi kam vor 2 Jahren zu uns. Barhuf, lief völlig problemlos über alle Böden. Allerdings hat sich schnell abgezeichnet, dass die Haltungsumstellung bei uns in den Offenstall mit abriebintensivem Betonboden im Stall und das Pensum, was er bei uns im Gelände läuft, nicht passen, um komplett barhuf zu laufen. Also bekam er erst einmal 4 Eisen. Als klar war, dass die Hufschuhe gut bei Layla funktionieren, haben wir bei ihm ebenfalls einen Versuch gestartet, ihn barhuf und bei Bedarf mit Schuhen laufen zu lassen. Almi ist was seine Hufe angeht, das unkomplizierteste Pferd überhaupt mit extrem guter Hornqualität. Die meiste Zeit läuft er barhuf, ist der Abrieb doch mal zu hoch oder auf langen Strecken hat er in der Regel zur Sicherheit Schuhe drauf. Im Herbst war Kira mit den Blondies alleine auf Wanderritt und Almi ist mit einem Hinterhuf in ein Matschloch getreten und bis über den Fesselkopf versunken. Was auch immer in dem Matsch war (irgendetwas öliges, was sich nicht abwaschen ließ und gestunken hat), es hat dafür gesorgt, dass die Haut wund wurde und der Hufschuh nicht wieder drauf konnte. Allerdings waren es bis zum Ziel noch 100 km, bei schlechten Böden barhuf ein Risiko. Da aber auf die Schnelle kein Schmied aufzureiben war für 2 Eisen, lief Almi in 3 Tagen insgesamt 100 km barhuf. Am Ziel waren die Hufe kurz (aber Thorsten mitsamt Material greifbar, dass man hätte handeln können), aber nicht fühlig. Innerhalb von 10 Tagen haben sich die Hufe soweit regeneriert, dass man ihnen nicht mehr angesehen hat, was für eine Belastung sie hinter sich hatten. Dieses Erlebnis und die Erkenntnis, dass gesunde Hufe noch mehr wegstecken können, als man ihnen zutraut, haben dafür gesorgt, dass die Blondies über den Winter möglichst viel barhuf laufen, um die Hufe weiter zu trainieren.
Unser Fazit im Vergleich Beschlag – Barhuf bei unseren Pferden
Seit wir eigene Pferde haben (also mittlerweile seit über 16 Jahre), haben wir geschaut, dass es, was die Hufe angeht, für unsere Pferde und uns, angepasst an die Haltungsbedingungen und die Nutzung passt. In den meisten Fällen hat das auch funktioniert und es war nicht schlimm, wenn man den Weg, den man gerade eingeschlagen hat, nochmal überdenkt und ändert. Aber wir sehen auch, dass sich in den letzten Jahren sowohl bei uns, als auch in unserem Umfeld und auch Allgemein viel getan hat, wenn man Richtung Huf, Hufschuhe und Beschlag schaut. Und das ist gut und richtig so.
Unterm Strich können wir sagen, dass man sich als Pferdebesitzer mit anderen Problemen befassen muss, je nachdem, ob man ein beschlagenes Pferd hat oder barhuf. Unreflektiert sollte man nie sein und immer wieder die Situation überdenken.
Wo beim beschlagenen Pferd eher das Problem liegt, dass mal ein Eisen abgetreten wird, muss man barhuf schauen, was man den Hufen, bzw. dem Pferd barhuf für Böden zumuten kann. Deshalb würden wir sagen, ist bei einem Barhufer, der voll belastet wird, der Besitzer/Reiter stärker gefragt, im Auge zu behalten, dass der Huf mit den Böden gut zurechtkommt. Hat man dies nicht im Blick, scheitert ein Barhufversuch schon mal, abgesehen von den Pferden, die sich barhuf grundsätzlich schwertun.
Die Möglichkeit, dass es mittlerweile eine große Auswahl an Hufschuhen gibt, ist toll und sinnvoll, allerdings muss der passende Schuh für das Pferd, die Nutzung und das Handling durch den Reiter erst gefunden werden. So gerne Kira ihre Hufschuhe hat, nach dem Wanderritt mit 2 Pferden, 2 Sätteln, Packtaschen mit allem für 5 Tage drin, Schlafsack, und erst 8, dann 6 Hufschuhen täglich an- und ausziehen, war die Lust an Hufschuhen erstmal nicht mehr vorhanden, auch wenn die Schuhe sich schnell und unkompliziert an und ausziehen lassen und es nur eine Schnalle zum verschließen gibt. Dann fühlen sich die Hufschuhe, die 1 Jahr lang nie als lästig empfunden wurden, plötzlich als großer Extraaufwand an, wenn das Zeitfenster, was man zur Verfügung hat, um etwas mit den Pferden zu machen, nicht riesig ist.
Dieses Empfinden hat sich in den darauffolgenden Wochen zum Glück relativiert, indem sie die Touren angepasst hat, dass es barhuf möglich ist. Hätte der Sommer vor der Tür gestanden und die Streckenlänge entsprechend groß, wäre der Weg vermutlich gewesen, vorübergehend zu beschlagen, um dann wieder auf barhuf mit gelegentlich Hufschuhen umzusteigen.